Praktisches Jahr: Ablauf und Tätigkeiten
Das Praktische Jahr (PJ) absolvieren Medizinstudierende kurz vor Ende ihres Studiums. Ein Jahr lang erhalten sie konkreten Einblick in verschiedene Fachbereiche einer Klinik. Damit ergänzt das PJ die weitgehend theoretische Lehre an der Universität und bereitet optimal auf die späteren beruflichen Herausforderungen vor. Welche Tätigkeiten übe ich im PJ aus? Erhalte ich dafür eine Vergütung? Diese und weitere Fragen beantworten wir in diesem Artikel!
Praktisches Jahr als zentraler Bestandteil der Ausbildung
Ein Praktisches Jahr der Medizin ist eine feste Komponente des Medizinstudiums, die vor der dritten und letzten Ärzteprüfung an einem zugelassenen Lehrkrankhaus stattfindet. Den theoretischen Unterricht an der Universität haben Studierende zu Beginn des Praktischen Jahres absolviert, nach dem praktischen Teil folgt die mündlich-praktische Abschlussprüfung. Ein erfolgreiches Praktisches Jahr ist damit neben den bestandenen Prüfungen eine wichtige Voraussetzung für die Approbation.
PJ Tertiale: So gliedert sich die praktische Ausbildung
Das Praktische Jahr unterteilt sich in drei Abschnitte mit einer Dauer von jeweils 16 Wochen. Diese Gliederung ist unter dem Begriff PJ Tertiale bekannt:
- Innere Medizin
- Chirurgie
- Allgemeinmedizin oder ein anderes klinikpraktisches Fachgebiet
Beim dritten Ausbildungsabschnitt haben Studierende die Wahl aus allen Fachgebieten eines Krankenhauses. Klugerweise nehmen sie hierfür das Gebiet, auf das sie ihren beruflichen Schwerpunkt legen wollen. Die Reihenfolge der drei Abschnitte ist flexibel, diese legen Studierende gemeinsam mit den Verantwortlichen für das PJ fest.
Die Aufgaben der Studierenden im PJ
Im PJ der Medizin lernen die Teilnehmer unter der fachlichen Anleitung und der Aufsicht des Ausbildungsarztes den praktischen Umgang mit Patienten. Der Facharzt gibt präzise Anweisungen für die Maßnahmen, die Studierende durchführen. Zudem muss er anwesend sein und jede Handlung beaufsichtigen. Eine selbstständige ärztliche Tätigkeit ist im PJ nicht vorgesehen. Der Grund liegt auf der Hand: Erst nach der Approbation dürfen Ärzte eigenständig ihren Beruf ausüben.
Die Aufgaben im PJ sind entsprechend begrenzt. Der Arzt überträgt je nach Ausbildungsstand bestimmte Tätigkeiten. Er muss hierbei individuell nach den aktuellen Fähigkeiten der Auszubildenden entscheiden, welche Aufgaben er für delegationsfähig hält. Alle anderen medizinischen Aufgaben sind nicht delegationsfähig. Dazu zählen grundsätzlich sämtliche komplexe medizinische Handlungen sowie weitreichende Diagnosen.
Praktisches Jahr: Verantwortung und Haftung
Im Rahmen der übertragenen Aufgaben müssen Studierende die korrekte Ausführung sicherstellen. Im Regelfall trägt aber der Ausbildungsarzt die Verantwortung und die damit verbundenen Haftungsrisiken. Er darf nur Aufgaben, die Studierende bewerkstelligen können, delegieren. Zusätzlich muss er Auszubildende bei der Arbeit beaufsichtigen. Nur in wenigen Ausnahmefällen haben Gerichte entschieden, dass Studierende haften müssen. Das gilt zum Beispiel bei gravierenden Fehlern und Kompetenzüberschreitungen.
So absolvieren Studierende das PJ der Medizin erfolgreich
Das PJ ist Teil der medizinischen Ausbildung, entsprechend fordern die Ausbildungsleiter Engagement, Lernfähigkeit und Zuverlässigkeit. Mit dem Engagement dürfen es die Studierende aber nicht übertreiben. Konkret bedeutet das:
- Sie dürfen niemals ihre Kompetenz überschreiten. Kompetenzverletzungen können schwerwiegende Folgen haben.
- Bei einer Diagnose oder ähnlichem sollten Studierende Vorgesetzte nicht unterbrechen, auch wenn sie ihrer Meinung nach einen wichtigen Beitrag leisten könnten. Die meisten Ärzte empfinden das nicht als willkommenes Engagement, sondern im stressigen Klinikalltag als störend.
- Anweisungen sollten die künftigen Ärzte exakt ausführen und nur im vorgegebenen engen Rahmen handeln. Neben der fachlichen Kompetenz ist im PJ wichtig, dass Studierende professionell mit Patienten umgehen und kommunizieren.
Urlaub und Krankheit: maximal 30 Fehltage im PJ der Medizin
Studierende dürfen während des Praktischen Jahres höchstens 30 Tage fehlen. In einem der Ausbildungsabschnitte dürfen es nicht mehr als 20 Fehltage sein. Diese Werte schließen Urlaubstage und krankheitsbedingte Fehltage ein. Die meisten Teilnehmer versuchen, sich 20 Fehltage bis zum letzten Ausbildungsabschnitt aufzuheben. Erstens haben sie dadurch einen Puffer, um eine mögliche Erkrankung abzufedern. Zweitens können sie ungenutzte Fehltage am Ende zur Vorbereitung auf ihre Abschlussprüfung nutzen.
Vergütung und Extras im Praktischen Jahr
Für die materielle Unterstützung durch die Lehrkrankenhäuser existieren keine einheitlichen Regelungen. Jede Klinik beziehungsweise deren Träger entscheidet eigenständig, inwieweit die Studierenden eine Aufwandsentschädigung erhalten. Bei den meisten Krankenhäusern hat sich ein Mix aus einer finanziellen Vergütung und kostenlosen Leistungen wie Essen und Unterkunft etabliert. Die Bandbreite ist groß: So zahlen manche Kliniken für ein Praktisches Jahr der Medizin 300 Euro im Monat, andere Krankenhäuser mehr als den doppelten Betrag.
Im Praktischen Jahr sind die Einkünfte bescheiden. Doch die Entbehrungen und Mühen während des Studiums zahlen sich aus. Nach der Approbation winken hohe Löhne und sichere Arbeitsplätze. Informieren Sie sich hier, was Sie zum Beispiel als Assistenzarzt für ein Gehalt verdienen.
Mit dem Praktischen Jahr die Basis für die Karriere legen
Die meisten Studierenden entscheiden sich beim Wahlfach im PJ für das Fachgebiet, in dem sie anschließend arbeiten wollen. Das Praktische Jahr ist damit ein wichtiger Grundstein für die medizinische Karriere. Bestenfalls erkundigen Sie sich bereits zuvor über die Berufsaussichten, recherchieren Sie zum Beispiel offene Ärztestellen.
Wir von BeyondHealth freuen uns, Sie nach erworbener Approbation bei Ihrer Karriereplanung unterstützen zu können und beraten Sie gerne umfassend zu Themen wie beruflicher Einstieg als Assistenzarzt. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf!
Über den Autor
Lena Küpper verstärkt seit 2016 das BeyondHealth-Team und unterstützt unsere Kandidaten seitdem tatkräftig im Rahmen unseres Karrieremanagements bei der Suche nach ihrer Wunschstelle. Parallel zu ihrem Masterstudium der Rehabilitationswissenschaften mit dem Schwerpunkt Organisationsentwicklung an der Universität zu Köln hat sie in verschiedenen Praktika in Kliniken eine Menge Praxiserfahrung gesammelt, die sie nun gewinnbringend für unsere Kunden einsetzt. So ist sie kompetente Ansprechpartnerin für die perfekte Passung zwischen Klinik und Kandidat.