Famulatur: alles Wissenswerte zum medizinischen Praktikum
Im medizinischen Praktikum lernt der Student den Praxis- oder Klinikalltag kennen. Unter Aufsicht führt er ärztliche Tätigkeiten durch und wird so in die tägliche Routine integriert. Dieser Artikel fasst alles Wissenswerte zur Famulatur im Ausland und Inland zusammen.
Was ist die Famulatur?
Die Bezeichnung für das Praktikum der Medizinstudenten stammt von dem lateinischen Wort Famulus ab, das Gehilfe bedeutet. In der Famulatur sammeln die angehenden Mediziner praktische Erfahrungen im ärztlichen Arbeitsalltag. Die Studenten können diese wahlweise in einer Praxis oder in einem Krankenhaus absolvieren.
In der Approbationsordnung für Ärzte ist dafür eine Dauer von 120 Tagen vorgesehen. Im klinischen Teil des Medizinstudiums sind daher 4 Famulaturen mit einer Dauer von je 30 Tagen abzuleisten. Der Famulant sollte diese Praktika nach dem Bestehen des Physikums (erste ärztliche Prüfung) und vor Beginn der zweiten ärztlichen Prüfung (auch "Hammerexamen" genannt) antreten. Außerdem dürfen diese nur während der vorlesungsfreien Zeit absolviert werden. Das bedeutet, es sollte während der Urlaubssemester, Semesterferien, Weihnachtsferien oder Osterferien famuliert werden.
Welche Abschnitte hat die Famulatur für Medizin?
Das Praktikum der Medizinstudenten soll diese mit der ärztlichen Patientenversorgung in den medizinischen Einrichtungen vertraut machen und gliedert sich in 3 Abschnitte:
Stationäre Patientenversorgung | Muss in einem Krankenhaus oder einer Rehabilitationseinrichtung absolviert werden und dauert insgesamt zweimal 30 Tage. |
Ambulante Patientenversorgung | Muss entweder in einer Arztpraxis, Poliklinik, Notaufnahme oder Ambulanz abgeleistet werden und dauert 30 Tage. |
Hausärztliche Patientenversorgung | Wird auch als Allgemeinmedizinfamulatur bezeichnet. Sie erstreckt sich ebenfalls über eine Dauer von 30 Tagen und kann bei einem Internisten ohne Schwerpunktbezeichnung, Allgemeinmediziner oder Kinderarzt erfolgen. |
Wie muss die Famulatur-Bescheinigung aussehen?
Nach der Beendigung des medizinischen Praktikums erhält der Student ein Famulaturzeugnis. Die gesammelten Famulaturzeugnisse benötigt er für das Anmelden zum praktischen Jahr. Damit die Famulatur-Bescheinigung volle Gültigkeit hat, müssen laut Ärzteapprobationsordnung 30 Tage (nicht 4 Wochen) bescheinigt werden. Außerdem muss die Famulatur-Bescheinigung von dem das Praktikum leitenden Arzt ausgestellt werden. Zur Sicherheit sollte man von der Famulatur-Bescheinigung mehrere Kopien machen.
Muss man die Famulatur für Medizin in einem bestimmten Bereich machen?
Für das Absolvieren des größten Teils des medizinischen Praktikums gibt es bezüglich der gewählten Fachrichtung keine Vorgaben. Man sollte sich daher nach seinen persönlichen Vorlieben und Interessen für ein Fachgebiet entscheiden. Wichtig ist, wie viel man in der jeweiligen Einrichtung für die eigene berufliche Zukunft lernen kann. Zur Auswahl stehen sämtliche Fächer von Allgemeinmedizin über Chirurgie oder Pädiatrie bis hin zur Notfallmedizin. 30 Tage Allgemeinmedizinfamulatur müssen allerdings zwingend absolviert werden.
Kann man die Famulatur im Ausland absolvieren?
Das medizinische Praktikum kann auch außerhalb Deutschlands abgeleistet werden und wird in der Regel problemlos anerkannt. Am einfachsten ist ein Praktikumsplatz im Ausland an einer Partneruniversität der eigenen Universität zu finden. Alternativ kann man sich für eine Famulatur im Ausland bei der Bundesvertretung der Medizinstudierenden bewerben. Dafür benötigt man gute Englisch-Kenntnisse, eine bereits absolvierte 30-tägige Famulatur im Inland und ein abgeschlossenes 2. klinisches Semester. Die Bewerbungsgebühr beträgt 100 Euro.
Auch die Organisationen WorldUnite! und ProjectsAbroad vermitteln Auslandsfamulaturen und stellen vor Ort sogar Ansprechpartner für die Studenten zur Verfügung. Wer lieber selbstverantwortlich unterwegs ist, organisiert sich die Famulatur im Ausland auf eigene Faust. Um nach Beendigung des Studiums eine geeignete Anstellung innerhalb Deutschlands zu finden, lassen Sie sich am besten im Rahmen unseres Karrieremanagements für Assistenzärzte beraten.
Wie funktioniert die Bewerbung für die Famulatur?
Da das medizinische Praktikum meist unkompliziert zu organisieren ist, kann die Bewerbung in der Regel formlos erfolgen. Die genauen Bewerbungsmodalitäten können sich aber je nach Krankenhaus oder Arztpraxis unterscheiden. In großen Kliniken gibt es häufig einen Ansprechpartner, an den sich der angehende Famulant wenden kann. Ist auf der Seite einer Klinik kein spezieller Ansprechpartner für Famulanten gelistet, kann man sich in der Regel vom Pförtner weiterverbinden lassen.
In einer Arztpraxis genügt dagegen oftmals ein simples Telefonat, um sich zu bewerben. Bei dem Anruf sollte der Medizinstudent seinen Namen, die Universität, an der er studiert, und sein Studiensemester angeben und nach der Möglichkeit in der Praxis zu famulieren fragen. Erfolgt die Bewerbung für die Famulatur in schriftlicher Form, sollte sie ein kurzes Anschreiben, einen Lebenslauf, die Immatrikulationsbescheinigung und das kopierte Physikumszeugnis enthalten
Erhält man als Famulant eine Vergütung?
Das medizinische Praktikum wird von den Kliniken in der Regel nicht vergütet. In manchen Krankenhäusern erhalten Famulanten aber Gutscheine für Bücher oder anderes, kostenlose Mahlzeiten und sogar eine freie Unterkunft.
Für den Teil der Allgemeinmedizinfamulatur ist dagegen so gut wie immer ein Taschengeld für den Famulanten vorgesehen. Bei der Bewerbung für die Famulatur kann man sich in den Praxen daher höflich nach der Vergütung erkundigen.
Was sollte man bei der Famulatur für Medizin generell beachten?
Einige Dinge sollten vor dem Beginn des medizinischen Praktikums mit den Zuständigen geklärt werden. Vor dem Antritt ist es daher wichtig zu fragen, welches Equipment man selbst mitbringen sollte. Die Arbeitskleidung für den Famulanten stellt in der Regel das Krankenhaus zur Verfügung. Anders sieht es in Arztpraxen aus. Dort sollte man daher nachfragen, welche Arbeitskleidung während des Praktikums erwünscht ist. Der Abschluss einer Privathaftpflichtversicherung für Studenten ist für das medizinische Praktikum ebenfalls zu empfehlen. In der Regel ist man zwar über die Arztpraxis oder Klinik versichert, aber es gibt auch Ausnahmefälle.
Bevor man das Praktikum antritt, sollte man sich außerdem nach einer Ansprechperson erkundigen, die einen in den ersten Tagen einweist. Außerdem ist es von Vorteil, den Namen des Oberarztes oder der Oberärztin sowie der Stationsleitung schon vor Praktikumsantritt zu kennen. Um bei der Famulatur für Medizin einen guten Eindruck zu hinterlassen, sollten sich Studenten zudem immer aktiv in das Geschehen einbringen.
Über den Autor
Seit 2016 ist Jonas Maul kompetenter Ansprechpartner für unsere Mediziner im Karrieremanagement und sucht in dieser Funktion passende Stellen für deren Präferenzen. Nicht zuletzt dank seines Studiums der Gesundheits- und Sozialwirtschaft weiß er genau, worauf es ankommt, wenn es heißt die perfekte Passung zwischen Klinik und Mediziner herzustellen – sei es in Bezug auf zusätzliche Weiterbildung oder die optimalen Bewerbungsunterlagen.