Verstehen Sie Arzt? Dank “Was hab’ ich?” kein Problem!
Lumbioschialgie, sensomotorische axohal denyeliuisierende Polyneuropathie, ASS 100: Was für Mediziner zum alltäglichen Vokabular gehört, ist für Patienten meist eine Fremdsprache. Ein Gespräch auf Augenhöhe scheitert nicht selten an Zeitmangel und einem fehlenden Bewusstsein für die Wichtigkeit von gleichberechtigter Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Nicht selten verlassen Patienten verunsichert das Behandlungszimmer, da sie viel zu wenig auf ihr Recht auf eine verständliche Diagnose bestehen. Anstatt später auf Google zweifelhafte Horrordiagnosen abzurufen oder Bekannte um Rat zu bitten, die ihren medizinischen Sachverstand aus Schwarzwaldklinik und Co. beziehen, können sich ratlose Patienten lieber an Was hab' ich? wenden.
Ehrenamt von Ärzten für Patienten
Die jungen Gründer Ansgar Jonietz und Johannes und Anja Bittner haben es sich zur Aufgabe gemacht, Ärzte und Patienten kommunikativ auf Augenhöhe zu bringen: Rund 200 ehrenamtliche Ärzte und Studierende der Medizin übersetzen täglich eingeschickte Arztbefunde – kostenlos und innerhalb weniger Tage. Insgesamt waren für Was hab' ich schon über 1300 Mediziner aktiv. Doch wie kann das funktionieren und wie lässt sich in Zukunft das Arzt-Patienten-Verhältnis verbessern? Darüber sprachen wir mit einem der drei Mitbegründer von „Was hab' ich", Johannes Bittner.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Was hab' ich? zu gründen?
Johannes Bittner: Oft geht es Medizinstudenten und Ärzten so, dass Freunde und Verwandte sie um die Übersetzung von „Ärzte-Latein" bitten. Auch wir kannten das aus persönlicher Erfahrung. Wir haben uns gefragt, was die Leute machen, die keinen Mediziner persönlich kennen. Da hatten wir die Idee zu Was hab' ich?: Nur 4 Tage später ging unsere Website https://washabich.de bereits online – das war im Januar 2011. Schon wenige Minuten danach erhielten wir die ersten Übersetzungs-Anfragen.
Wie wird Was hab' ich? angenommen?
Johannes Bittner: Sehr gut, sowohl von Patienten als auch von Medizinern. Vor kurzem konnten wir sogar ein Jubiläum feiern: Seit 2011 haben wir schon mehr als 25.000 Befunde übersetzt. Aus einer Befund-Seite entstehen dabei drei bis vier Seiten leicht verständliche Übersetzungen. Wir haben inzwischen ein virtuelles Wartezimmer eingerichtet, um unsere Arbeit gerecht verteilen zu können. Hier können sich die Patienten jeden Morgen ab 7 Uhr für eine Übersetzung registrieren.
Was sind eure Pläne für die Zukunft der Plattform?
Johannes Bittner: Wir möchten vor allem das interne Netzwerk weiterentwickeln, um unsere Mediziner noch effektiver in leicht verständlicher Kommunikation ausbilden zu können. Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter erhalten von uns zu Beginn ihres Engagements alle eine intensive Kommunikations-Ausbildung. Diese bereitet sie sowohl auf ihre Tätigkeit als Übersetzer vor, kann aber oft auch praktische Anwendung im Klinik-Alltag finden. Unser E-Learning-Konzept möchten wir daher mit verschiedensten Funktionalitäten weiter ausbauen. Um so vielen Patienten wie möglich leicht verständliche Gesundheits-Informationen bieten zu können, starten wir ab diesem Herbst ein Pilotprojekt: Den ersten „Patientenbrief" für Patienten eines Krankenhauses. Sie erhalten von uns leicht verständliche Informationen rund um ihre Erkrankungen, durchgeführte Untersuchungen und die nächsten Schritte. Auf die Ergebnisse des Projekts sind wir sehr gespannt.
Wie kann ein Arzt schnell merken, dass es bei der Kommunikation mit seinen Patienten Verbesserungsbedarf gibt? Hast du Tipps, die in einer solchen Situation kurzfristig helfen können?
Johannes Bittner: Ich glaube, dass Medizinern oft nicht bewusst ist, wie viel Fachsprache sie tatsächlich verwenden und wie wenig der Patient davon versteht. Ein wichtiger Schritt wäre es, wenn der Arzt von Anfang an versucht, dem Patienten seinen Befund in verständlichen Worten zu erklären. Das ist oft gar nicht so einfach und auch aufwendiger, das wissen wir. Aber das Verstehen der eigenen Erkrankung ist für die Gesundheit und Therapietreue des Patienten sehr wichtig. Das Gute ist: Die Patienten sind heute oft mündiger und möchten mitentscheiden. Wenn der Arzt sie ermutigt, Fragen zu stellen, ist sicher schon viel für eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation getan.
Was muss im Krankenhausalltag verbessert werden, damit mehr Zeit für eine effektive Kommunikation zwischen Arzt und Patient stattfinden kann?
Johannes Bittner: Für die Kommunikation zwischen Medizinern ist die Fachsprache nach wie vor extrem wichtig. In Arztbriefen ist sie daher sinnvoll eingesetzt, denn sie sind das Kommunikationsmittel zwischen Medizinern. Wir glauben aber, dass es auch für den Patienten schriftliche Informationen geben sollte. In unserer kürzlich durchgeführten Nutzerbefragung mit 1.805 Teilnehmern gaben 97 % an, dass sie sich nach dem Krankenhausaufenthalt eine schriftliche Befund-Erläuterung wünschen. Daher sind wir sehr gespannt auf unser Pilotprojekt „Patientenbrief"!
Verständliche Kommunikation bereits als Teil des Medizinstudiums
Die Arbeit von Was hab' ich? hilft Patienten dabei ein umfassendes Bild ihrer Diagnose zu erlangen, wovon nicht zuletzt auch die Ärzte profitieren. Um diese Vorteile mehr Studierenden der Medizin nahe zu bringen, gibt es seit dem letzten Wintersemester das Wahlfach Was hab' ich? an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden und auch an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg konnten im Frühjahr 2014 Studierende der Medizin in ihrem praktischen Jahr über „Was hab' ich" eine patientennahe Kommunikation erlernen. Das junge Unternehmen überzeugt mit einem unschlagbaren Service zu patientenfreundlichen Konditionen. Das kontinuierliche Wachstum und der rege Zuwachs im Team zeigt den hohen Bedarf nach einer gelungen Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Was hab' ich? leistet hier einen tollen Beitrag mit einem großen Netzwerk, starken Partnern aus dem Gesundheitswesen und jeder Menge professionellem Know-How!