Im Kampf gegen die Volkskrankheit: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft
Derzeit ist in Deutschland schätzungsweise jeder 13. an Diabetes mellitus erkrankt – Tendenz steigend! Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat sich zum Ziel gesetzt, durch Prävention und immer effektivere Behandlungen dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wie das genau funktioniert hat uns der Präsident der Fachgesellschaft, Prof. Dr. Baptist Gallwitz, erklärt.
Ausgangspunkt für zahlreiche Folgeerkrankungen
Diabetes mellitus entwickelt sich derzeit weltweit zu einer regelrechten Epidemie. Kurz gefasst: Ausgangspunkt für einen Diabetes ist ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel, ausgelöst durch eine fehlende Insulinproduktion (bei Typ 1 Diabetes) oder eine Kombination aus verminderter Insulinwirkung und einer Störung der Insulinausschüttung (Typ 2 Diabetes – die Volkskrankheit). Bleibt die Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse aus, reichert sich Glukose im Blut an, was zu einem Blutzuckeranstieg führt. Die Folge sind strapazierte Blutgefäße und eine erhöhte Anfälligkeit für Herzinfarkt, Schlaganfall, schwere Sehstörungen bis hin zur Erblindung, Dialysepflichtigkeit und Durchblutungsstörungen. Alarmierend, denn damit steht Diabetes mellitius an vierter Stelle der Haupttodesursachen in den Industrieländern.
Ursachen sind teilweise unklar
Ursache für Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunreaktion, deren Ursachen bisher ungeklärt sind. Die Risikofaktoren für Diabetes Typ 2 sind dagegen bekannt: Vererbung aber auch der persönliche Lebenswandel beeinflusst eine Erkrankung. Hier fördern Übergewicht und Bewegungsmangel eine Insulinresistenz. Auch während einer Schwangerschaft, kann ein Diabetes mellitus auftreten. Genauere Erläuterungen und den Zusammenhang von Schwangerschaftsdiabetes und Adipositas sind in einem vorherigen Blogbeitrag über Gynäkologie und Geburtshilfe zu finden.
Kampf gegen alarmierende Zahlen
Es wird geschätzt, dass sich die Häufigkeit von Diabetes mellitius bis zum Jahr 2025 in Afrika, im östlichen Mittelmeer, im mittleren Osten und in Südafrika verdreifachen und in Europa um ca. 50% steigen wird. Die Hauptursachen für diese Entwicklung sind die steigende Lebenserwartung, ungesunde Ernährungsgewohnheiten und mangelnde Bewegung, aber auch die Verstädterung in Entwicklungsländern. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft hat der Volkskrankheit den Kampf angesagt und sich eine wirksamere Prävention und Behandlung von Diabetes zum Ziel gesetzt. Mit dem Präsident der 9000 Mitglieder starken Fachgesellschaft, Prof. Dr. Baptist Gallwitz, haben wir über Meilensteine, Aufgaben und Vorteile der Deutschen Diabetes Gesellschaft gesprochen.
Welche Vorteile hat es, gerade für junge Mediziner, Mitglied in Ihrer medizinischen Fachgesellschaft zu sein?
Prof. Dr. Gallwitz: Wir unterstützen Studierende mit speziellen Programmen, wie der kostenlosen Teilnahme an den regelmäßig stattfindenden Tagungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, durch ein Mentorenprogramm und Reisestipendien. Auf dem Diabetes-Kongress wie auch auf der Herbsttagung der DDG können Studierende und junge Ärzte mit erfahrenen Kollegen diskutieren und sich austauschen. Studierenden, die ins Berufsleben starten wollen, können wir zudem bei der Suche nach einer geeigneten Stelle helfen.
Wie engagiert sich Ihre Fachgesellschaft im Besonderen für ihre Mitglieder?
Prof. Dr. Gallwitz: Wir gehören zu den größten Fachgesellschaften Deutschlands. Zu unseren Mitgliedern zählen Ärzte in Klinik und Praxis, Wissenschaftler, Psychologen, Apotheker, Diabetesberater und diabetologische Experten. Auf unserem jährlichen Diabetes Kongress haben alle Mitglieder die Möglichkeit zusammenzukommen und sich auszutauschen. Je nach Interessenlage geben wir unseren Mitgliedern die Möglichkeit sich in Arbeitsgruppen zusammenzuschließen und zu speziellen Themen zu forschen oder die klinische Versorgung zu verbessern. Dabei vergeben wir regelmäßig Projektförderungen und Forschungspreise.
Was sind die aktuellen Ziele Ihrer Fachgesellschaft?
Prof. Dr. Gallwitz: In erster Linie wollen wir durch unsere Arbeit die Volkskrankheit Diabetes immer besser verstehen und sie dementsprechend effektiv behandeln. Es ist uns auch ein großes Anliegen in der Bevölkerung über diese Krankheit aufzuklären, denn derzeit sind mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland von Diabetes mellitus betroffen. Beispielsweise wollen wir mit Kitas, Schulen und Betrieben zusammenarbeiten und hier Aufklärungskampagnen über einen gesunden Lebensstil starten. Es soll hier nicht ausschließlich an die Vernunft appelliert werden, sondern auch konkrete Forderungen durchgesetzt werden, wie eine Stunde Sport am Tag für alle Schulkinder, klare Qualitätsstandards für Schulessen und ein Verbot für speziell an Kinder gerichtete Werbung für Süßigkeiten.
Was sind Ihre Aufgaben als Präsident der Fachgesellschaft?
Prof. Dr. Gallwitz: Meine Hauptaufgabe ist es natürlich unsere Leitmotive und Ziele: "Diabetes erforschen, behandeln, verhindern, heilen" voranzutreiben. Als Präsident habe ich die Aufgabe, alle Arbeitsgruppen und Forschungsrichtungen sowie die Ausschüsse und Kommissionen innerhalb der DDG zu koordinieren, den Austausch zu fördern und die DDG auch nach außen zu vertreten. Ich pflege den Kontakt zu anderen Fachgesellschaften und koordiniere gemeinsame fachbezogene Aktivitäten, beispielsweise zusammen mit der Deutschen Adipositas Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und der Dachorganisation der medizinischen Fachgesellschaft, der AWMF.
Was sind die Meilensteine, die Ihre Fachgesellschaft im Bereich Diabetologie erreicht hat?
Prof. Dr. Gallwitz: Wir konnten die Versorgung Erkrankter in Deutschland maßgeblich verbessern. Menschen mit Diabetes haben heute eine hohe Lebenserwartung, die zu einem großen Teil auf Verbesserungen in der Therapie und Versorgung zurückzuführen ist. Durch die kontinuierliche Förderung von Forschungsprojekten zum Thema Diabetes, durch die Entwicklung und Implementierung von evidenzbasierten Leitlinien und Qualitätsstandards in der professionellen Aus- und Weiterbildung sowie den ambulanten und stationären Versorgungseinrichtungen, hat die DDG einen Teil dazu beigetragen. Durch diese stetigen Verbesserungen hat, meiner Meinung nach, die DDG maßgeblich zu einer verstärkten Wahrnehmung der Krankheit in der deutschen Bevölkerung beigesteuert.
Warum sollte ich Mitglied werden?
- kostenlose Teilnahme an Kongressen
- regelmäßige Vergabe von Stipendien
- Vernetzung mit Experten
- Hilfe bei der Stellensuche
- vielfältiges Spektrum an Mitgliedern, somit vielfältiger Austausch möglich
- Unterstützung durch regelmäßige Projektförderung und Forschungspreise
- regelmäßiger Austausch mit anderen Fachgesellschaften
- durch Größe der Fachgesellschaft Möglichkeit Veränderungen zu bewirken
Auch für Studierende gilt hier: Wer sich bereits im Studium sicher ist, im Berufsleben seinen Fokus auf die Diabetologie zu legen, der sollte die Vorteile der Mitgliedschaft in der DDG auch früh ergreifen. Ob in der Forschung oder im Arztberuf: Vernetzung und Förderung einer starken Fachgesellschaft sind unersetzlich, wenn es um den Einsatz gegen die neue und höchst gefährliche Volkskrankheit Diabetes mellitius geht!