Arztbriefe schreiben lernen - professionell und effizient
Qualitativ hochwertige Arztbriefe schreiben lernen bei minimalem Zeitaufwand ist eine Kunst für sich. Dennoch ist dieses Ziel erreichbar. Für Nachwuchsmediziner(-innen) ist es daher ratsam, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen - bevor der kräfteraubende Klinikalltag beginnt. Ein bewährtes "Grundrezept" wie auch ein gutes Zeitmanagement sind hierbei die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Negativbeispiele sind teilweise unfreiwillig komisch, können jedoch ebenso zu Fehlern bei der weiteren Behandlung führen. In diesem Fall haftet der Verfasser/die Verfasserin. Ein Grund mehr also, dieser Aufgabe ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken.
Struktur von Arztbriefen - Inhalt und Aufbau
Es gibt keine Richtlinie für Aufbau oder Länge für den Arztbrief. Je nach Klinik/Einrichtung ist eine Reihenfolge der einzelnen Elemente möglicherweise etabliert. Diese sind:
Hauptziel ist es, ein inhaltlich vollständiges und korrektes Schreiben zu verfassen – verständlich und knapp auf den Punkt formuliert. Eine logische Abfolge ist für die Leser(-innen) besonders hilfreich. Denn diese sind zumeist an den Befunden, Diagnosen und Therapieempfehlungen interessiert. Häufig fehlt ihnen die Zeit, den gesamten Text zu lesen. Alle wichtigen Informationen sollten daher kompakt an zentraler Stelle zusammengefasst sein. Für die einzelnen Themenbereiche sind folgende Aspekte relevant:
Anamnese schreiben
Unter diesem Punkt sind alle Angaben des/der Patient(-innen) zusammengefasst - gegebenenfalls im Wortlaut. Ebenso aufzunehmen sind Informationen von Notarzt/Notärztin oder der Besatzung des Rettungswagens. Auch die Eckdaten einer Einweisung sind beim Anamnese schreiben wichtig: Wer und aus welchem Grund? Hier ein kurzer Überblick zu den Inhalten im Einzelnen:
- Beschwerden - Art, Zeitraum und Verlauf
- Symptome zu Beginn der Behandlung
- Risikofaktoren
- Vorerkrankungen / Medikation
Befunde schreiben
Pathologische Befunde sind im Zusammenhang mit Diagnosen zu sehen und können somit in einem Abschnitt zusammengefasst werden. Zu Detailinformationen aus Laborergebnissen, Histologien oder bildgebenden Verfahren genügt ein Verweis auf die Anlage. Es ist ebenso üblich, die Ergebnisse nur auf Wunsch zu übermitteln.
Diagnosen im Arztbrief schreiben
Alle gestellten Diagnosen sollten aufgeführt sein. Dabei ist es sinnvoll, nach Haupt- und Nebendiagnosen zu unterscheiden. Der Bezug zum Grund der Aufnahme steht dabei im Vordergrund. Die Reihenfolge der Nebendiagnosen ergibt sich aus deren klinischer Bedeutung. Eine Nummerierung der Diagnosen erleichtert den Überblick. Wenn sich keine Diagnose stellen lässt, rücken Symptome und Befunde vermehrt in den Mittelpunkt des Interesses. Solche und andere Besonderheiten sind Bestandteil der Epikrise.
Epikrise schreiben
Der optionale Abschnitt zur Epikrise kommt nur dann zum Tragen, wenn nennenswerte Eigenheiten und/oder Ausnahmen vorliegen. Eine Epikrise schreiben gehört demnach nicht zum Standardarztbrief und ist nicht selten der arbeitsintensivste Teil.
Es geht darum, die Besonderheiten zu diskutieren und abwägend zu beurteilen. Dabei spielen von der Anamnese über die Diagnose bis hin zu Therapie und Prognose einige Parameter eine Rolle. Die Kunst dabei ist, aus der Fülle der Informationen eine Essenz zu bilden und diese logisch nachvollziehbar zu formulieren. Das Ziel ist, die Entscheidungen in Bezug auf Diagnose und Therapie zu erläutern und zu begründen. Dies beinhaltet ebenso den Ausschluss anderer Differenzialdiagnosen und eine Stellungnahme zu den erhobenen Befunden. Aus dem Bericht sollte hervorgehen, inwieweit die Diagnostik Aufschluss gibt über die Beschwerden und die weitere Therapie begründet.
Therapieempfehlungen im Arztbrief
Allgemeine Therapieempfehlungen gehören ebenso in diesen Teil wie eine vollstände Auflistung der Medikamente unter Angabe von:
- Darreichungsform
- Wirkstoff und Dosis
- Angaben zu Einnahme und Dauer der Therapie
Weiteres Prozedere
Beim Arztbrief schreiben eignet sich dieser Abschnitt als Abschluss und gibt einen kurzen Überblick zum weiteren Vorgehen wie:
- erforderliche Kontrolluntersuchungen mit Terminangabe
- Empfehlungen zur weiteren Behandlung
Es hat sich bewährt, diese Informationen in einer übersichtlichen Auflistung oder Tabelle im Arztbrief zusammenzufassen. Wichtig ist dabei zu berücksichtigen, an wen sich das Schreiben richtet und die Empfehlungen nicht als Anweisungen zu formulieren. Insgesamt gibt es zum Schreibstil einige Punkte zu beachten.
Stil und Form beim Arztbrief schreiben
Arztbriefe dienen dem Informationszweck und sollen vor allem verständlich sein und einem roten Faden folgen. Elegant verbundene kurze und prägnante Sätze lesen sich wesentlich leichter als Schachtelsätze im gestelzten Stil. Die Wir-Form ist allgemein üblich. Angaben zu Patient(-innen) können in der dritten Person Singular geschrieben werden (er / sie / es). In der Kürze liegt die Würze. Jedoch kann nicht jeder unter Zeitdruck exakte Formulierungen finden. Daher ist eine strukturierte Arbeitsweise gerade in diesem Bereich von Vorteil.
Zeitmanagement
Das Schreiben von Arztbriefen gehört zu den ungeliebten Aufgaben. Daher ist es von Vorteil, in mehreren Etappen vorzugehen. Ein Grundgerüst ist mit etwas Übung schnell erstellt. Die Anamnese schreiben ist beispielsweise sehr frühzeitig möglich. Die Arbeit mit einem Diktiergerät kann ebenfalls hilfreich sein. Auch wer die Arztbriefe selbst schreiben muss, profitiert davon. Denn vielen Menschen fällt es leichter, Gedanken mündlich in Sätze zu fassen.
Häufige Fehler
Arztbriefe schreiben lernen vor dem Ernstfall ist dringend zu empfehlen. Inhaltliche Fehler treten vor allem dann auf, wenn das Zeitmanagement versagt hat. Die Autokorrektur eines Textverarbeitungsprogramms kann zu peinlichen Ergebnissen führen. Korrekturlesen ist daher in jedem Fall Pflicht. Gleiches gilt für die Unterschrift. Ungeübte vermischen im Arztbrief zudem Symptome und Befunde mit Diagnosen. Vollständigkeit bedeutet nicht, dass jeder Normalbefund enthalten sein muss. Wichtig ist jedoch eine chronologische Abfolge. Veränderungen im Krankheitsbild müssen erkennbar sein!
Über den Autor
Lena Küpper verstärkt seit 2016 das BeyondHealth-Team und unterstützt unsere Kandidaten seitdem tatkräftig im Rahmen unseres Karrieremanagements bei der Suche nach ihrer Wunschstelle. Parallel zu ihrem Masterstudium der Rehabilitationswissenschaften mit dem Schwerpunkt Organisationsentwicklung an der Universität zu Köln hat sie in verschiedenen Praktika in Kliniken eine Menge Praxiserfahrung gesammelt, die sie nun gewinnbringend für unsere Kunden einsetzt. So ist sie kompetente Ansprechpartnerin für die perfekte Passung zwischen Klinik und Kandidat.