Arzt in Teilzeit
Lange Zeit war Teilzeitarbeit beim ärztlichen Personal in Kliniken eine Ausnahme. Die entsprechenden Ärztinnen und Ärzte kämpften vielerorts mit Widerständen bei Personalchefs und großer Skepsis in der Belegschaft. Das ändert sich zunehmend: Immer mehr Beschäftigte entscheiden sich, als Arzt in Teilzeit zu arbeiten. Zugleich stoßen sie bei der Personalleitung und bei Kollegen auf wachsendes Verständnis - Teilzeitarbeit wird zur Normalität!
Dazu tragen mehrere Faktoren bei. Erstens hat der Gesetzgeber für sämtliche Beschäftigte ein Recht auf Teilzeit und 2019 zudem ein Recht auf Brückenteilzeit beschlossen. Davon machen auch viele Ärzte Gebrauch. Zweitens leiden Kliniken unter einem akuten Mangel an Fachkräften: Mit modernen Arbeitszeitmodellen werben sie um neue Mitarbeiter und treffen damit bei der jüngeren Generation auf ein enormes Interesse. Doch was bedeutet die Arbeit als Arzt in Teilzeit konkret? Wie beantragen Mitarbeiter Teilzeitarbeit? Und wie hoch ist bei einem Arzt in Teilzeit das Gehalt? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich dieser Artikel.
Arzt in Teilzeit: Diese Gründe gibt es
Vielfältige Statistiken belegen es: Die Anzahl an Ärzten mit Teilzeitstellen wächst kontinuierlich. Das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt weist zum Beispiel darauf hin, dass 2019 in diesem Bundesland 25,4 % aller Klinikärzte in Teilzeit gearbeitet haben. Zehn Jahre zuvor lag die Quote noch bei 11,3 %. In anderen Bundesländern ist die Entwicklung ähnlich. Der Wunsch nach Teilzeitarbeit nimmt bei jüngeren Beschäftigten unaufhaltsam zu - dafür gibt es mehrere Ursachen:
- Viele Eltern wollen Familie und Beruf besser vereinbaren. Wenn sie als Arzt in Teilzeit arbeiten, können sie sich verstärkt um ihre Kinder kümmern.
- Es existiert bei Jüngeren eine große Sehnsucht nach einer Work-Life-Balance. Als Arzt in Teilzeit ist das Gehalt zwar niedriger, dafür nimmt die Lebensqualität zu.
- Einige Ärzte wollen berufsbegleitend studieren.
- Andere wollen ihre Hauptbeschäftigung mit einer Nebenbeschäftigung kombinieren, zum Beispiel mit einem Lehrauftrag.
Recht auf Teilzeitarbeit gilt auch für die meisten Klinikärzte
Mittlerweile existiert ein weitgehendes Recht auf Teilzeit und Brückenteilzeit - die gesetzliche Grundlage ist das Teilzeit- und Befristungsgesetz. Konkret bedeutet dies: Viele Klinikärzte können eine Teilzeitstelle einfordern, der Arbeitgeber kann diesen Wunsch nicht ablehnen. Das Umwandlungsrecht von einer Vollzeit- auf eine Teilzeitstelle gilt für alle Betriebe, die mehr als 15 Mitarbeiter beschäftigen. Voraussetzung ist, dass ein Arzt mindestens sechs Monate in dem Krankenhaus gearbeitet hat. Bei der Brückenteilzeit als Sonderform haben Arbeitnehmer ein garantiertes Rückkehrrecht auf eine Vollzeitstelle. Sie entscheiden sich für eine Teilzeitphase von mindestens einem Jahr bis höchstens 5 Jahre, anschließend kehren sie automatisch in Vollzeitarbeit zurück. Hier gelten abweichende Voraussetzungen:
- Kliniken mit mehr als 200 Mitarbeitern müssen allen Beschäftigten die Brückenteilzeit ermöglichen.
- Bei 46 bis 200 Mitarbeitern müssen sie zumindest einer bestimmten Anzahl an Ärzten Brückenteilzeit gewähren. Hier kommt es auf die Nachfrage unter den Beschäftigten an.
- Bei Betrieben bis 45 Angestellten gibt es kein Recht auf Brückenteilzeit. Das trifft aber auf die wenigsten Krankenhäusern zu.
Beachtung verdient eine wichtige Einschränkung: Kliniken können die Teilzeitarbeit und die Brückenteilzeit aus betrieblichen Gründen ablehnen. Das gilt auch für Mitarbeiter, denen grundsätzlich ein Recht zusteht. Die Arbeitgeber müssen in diesem Fall präzise darlegen, warum sie Teilzeitstellen nicht mit ihren Betriebsabläufen vereinbaren können.
Als Arzt in Teilzeit arbeiten: Diese Modelle sind möglich
Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben bei der Ausgestaltung von Teilzeitarbeit große Freiheiten. Im Klinikalltag finden sich zahlreiche Arbeitszeitmodelle. Dazu gehören:
- Reduzierung der täglichen Arbeitsstunden
- Wechsel zwischen Arbeits- und Freizeitwochen
- einen oder mehrere freie Tage in der Woche
Beim Umfang der Teilzeitarbeit existieren ebenfalls vielfältige Optionen. Viele reduzieren ihre Arbeitszeit zum Beispiel auf rund 70 bis 80 %. Das ermöglicht ihnen mehr Zeit für Privates. Zugleich erhalten sie als Arzt in Teilzeit ein Gehalt, das sich auf einem ansprechenden Niveau befindet. Andere bevorzugen ein 50-%-Modell.
Arzt in Teilzeit: Welche Fachrichtungen eignen sich?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Mittlerweile bieten Krankenhäuser in allen Fachrichtungen Stellen für einen Arzt in Teilzeit. Es kommt auf die jeweilige Größe des Hauses beziehungsweise Klinikverbundes und die jeweilige Betriebsorganisation an. Bei Kliniken mit großem Personalstamm fällt es besonders leicht, als Arzt in Teilzeit zu arbeiten. Die Personalverantwortlichen haben ausreichend personelle Ressourcen, um Teilzeitstellen in die Dienstpläne zu integrieren. In kleineren Betrieben erweist sich diese Aufgabe in manchen Bereichen wie der Chirurgie als schwieriger.
Als Arzt in Teilzeit arbeiten: Umstellung von Vollzeit auf Teilzeit beantragen
Will ein Arzt künftig in Teilzeit arbeiten, muss er spätestens drei Monate zuvor einen schriftlichen Antrag einreichen. Eine E-Mail genügt. In diesem Antrag nennen Beschäftigte die angestrebte Stundenzahl und den gewünschten Beginn. Einen Grund für die Teilzeitarbeit müssen sie nicht nennen. Anschließend muss der Arbeitgeber zeitnah antworten. Bei einem positiven Entscheid erfolgt die vertragliche Fixierung der vereinbarten Arbeitszeit. Bei einem ablehnenden Bescheid können Mediziner gerichtlich dagegen vorgehen und ihr Recht als Arzt in Teilzeit einklagen.
Arzt in Teilzeit und Gehalt: So wirkt sich Teilzeitarbeit auf den Lohn aus
Bei einem Arzt in Teilzeit ist das Gehalt leicht zu berechnen: Es orientiert sich anteilig am Lohn für die Vollzeitstelle. Wer zum Beispiel zu 80 % in einer Klinik arbeitet, erhält 80 % des Brutto-Gehalts. Dasselbe gilt für Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld. Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit sowie Überstunden verbuchen Ärzte selbstverständlich in voller Höhe. Aufgrund der Steuerprogression reduziert sich das Netto-Gehalt nicht so stark wie das Brutto-Gehalt: Das ist ein finanzieller Vorteil.
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