Fit für Deutschland – Die Fachsprachenprüfung für ausländische Ärzte
Ausländische Ärzte, die in Deutschland eine Arbeitserlaubnis, also die Approbation, erhalten wollen, müssen in immer mehr Bundesländern eine Fachsprachenprüfung durchführen. In diesem Sommer hat Sachsen mit den Prüfungen begonnen. Unter den ersten, die die Prüfung bestanden haben, war die syrische Ärztin Souha Al Sheikh Othman. Mit ihr haben wir über das Approbationsverfahren gesprochen und sie gefragt, welche Eindrücke sie vom deutschen Gesundheitswesen gewinnen konnte.
Vor dem Jahr 2014 mussten ausländische Ärzte, die in Deutschland eine Approbation erhalten wollten, sprachlich lediglich allgemeine Kenntnisse auf dem Sprachniveau B2 nachweisen. In der Praxis hat sich allerdings gezeigt, dass dieses allgemeinsprachliche Wissen für den Arztalltag nicht ausreichend ist. Daher hat die Gesundheitsministerkonferenz im Juni 2014 Eckpunkte für die Anforderungen an die Deutschkenntnisse der zu uns kommenden Ärztinnen und Ärzte beschlossen und festgelegt, dass sie nicht nur ein allgemeingültiges Sprachniveau, sondern auch Kenntnisse der medizinischen Fachsprache vorweisen müssen. Zu diesem Zweck wurde eine Fachsprachenprüfung eingeführt, die orientiert am Sprachniveau C1, auch fachsprachliche Kenntnisse prüft.
Fachsprachenprüfung – Das wird abgefragt
Die Ärztinnen und Ärzte werden einzeln darauf geprüft, ob sie sich fließend mit Kollegen verständigen, Befunde erklären oder Schriftstücke, wie einen Arztbrief, anfertigen und komplexe Texte und Fachdiskussionen verstehen können. Die Vorgaben der Gesundheitsministerkonferenz sind nicht bindend und auch heute ist jedes Bundesland beim Thema Fachsprachenprüfung unterschiedlich fortgeschritten. Allerdings haben die meisten Bundesländer diesen Test etabliert. Im Juni dieses Jahres hat Sachsen mit der Fachsprachenprüfung begonnen. Souha Al Sheikh Othman hat die Prüfung bestanden. Sie ist 26 Jahre alt und hat an der Universität in Damaskus Medizin studiert.
BeyondHealth: Woher kommen Sie und was hat Sie dazu bewegt, in Deutschland als Ärztin tätig sein zu wollen?
Al Sheikh Othman: Während meines Studiums hatte ich den Traum nach Deutschland zu ziehen, um dort meine Facharztweiterbildung im Bereich der Inneren Medizin zu absolvieren. Deswegen habe ich neben meinem Studium die deutsche Sprache gelernt und die B2 Prüfung am Goethe Institut im Libanon bestanden. Es besteht kein Zweifel, dass Deutschland im Bereich der Inneren Medizin sehr fortgeschritten ist. Die technologische und wissenschaftliche Entwicklung sind hier, speziell im medizinischen Bereich, bekannt. Die positiven Rückmeldungen einiger Freunde, die auch nach Deutschland gezogen sind, um dort zu arbeiten, spielten auch eine wichtige Rolle bei der Auswahl von Deutschland als Zielland für meine Weiterbildung. Aber leider haben am Ende die Kriegszustände in Syrien die größte Rolle bei meiner Entscheidung gespielt. Ich habe nach meinem Studium während des Kriegs in Syrien als Assistenzärztin gearbeitet. Durch meine Arbeit habe ich viele Erfahrungen gesammelt und kranken Leuten geholfen. Aber leider sind die Kriegszustände immer schlimmer und gefährlicher geworden. Daher habe ich mich schneller als geplant dafür entschieden nach Deutschland zu kommen, hier meine Weiterbildung zu beginnen und meine Eltern zu unterstützen.
BeyondHealth: Wie haben Sie den Fachsprachentest empfunden?
Al Sheikh Othman: Ich habe die Prüfung als sehr sinnvoll empfunden. Fachliche Kenntnisse wurden nicht abgefragt. Ich musste eine Anamnese durchführen und diese auch schriftlich festhalten. Zusätzlich habe ich eine Fallbesprechung mit einem ärztlichen Kollegen geführt. Die Prüfungsatmosphäre war angenehm, auch die Prüfer waren sehr nett. Aber dadurch, dass diese Prüfung für mich existentiell wichtig war, war es sehr stressig. Jetzt bin ich sehr froh, weil ich nach der Prüfung die Gelegenheit bekommen habe, meine Weiterbildung im Klinikum St. Georg in Leipzig anzufangen. Bisher habe ich eine Berufserlaubnis. Wenn ich die Kenntnisprüfung erfolgreich absolviert habe, werde ich die deutsche Approbation erhalten.
BeyondHealth: Wie finden Sie das aktuelle Approbationsverfahren? Ist die Fachsprachenprüfung eine Bereicherung?
Al Sheikh Othman: Meiner Meinung nach ist das aktuelle Approbationsverfahren sinnvoll. Ich habe während meiner Vorbereitung auf die Prüfung meine Sprachkenntnisse sehr verbessert. Es gibt aber auch viele Schwierigkeiten. In Syrien bekommen die Ärzte meiner Meinung nach eine gute Ausbildung. Ich persönlich würde es fairer finden, wenn alle ausländischen Ärzte dieselben Anforderungen erfüllen müssten, um in Deutschland eine Approbation zu erhalten. Ich habe ein Visum zur Arbeitsplatzsuche. Mit diesem darf ich nicht arbeiten, sondern benötige erst einen Arbeitsvertrag, um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Viele Arbeitgeber sind über dieses Verfahren nicht informiert und verlangen eine Aufenthaltsbescheinigung bevor sie einen Arbeitsvertrag ausstellen. Hier würde ich mir wünschen, dass Ärztekammern, Landesdirektion und Krankenhäuser besser vernetzt wären, damit Informationen wie diese allgemein bekannt sind.
BeyondHealth: Wie schätzen Sie das deutsche Gesundheitswesen ein? Welche Stärken und Schwächen sehen Sie?
Al Sheikh Othman: Ich bin erst sieben Monate in Deutschland und habe noch keinen fundierten Überblick bekommen. Was ich sagen kann ist aber, dass die Diagnostikuntersuchungen hier sehr vielseitig sind. Einerseits können Mediziner so schnell eine Diagnose stellen. Andererseits ist die Ärztin oder der Arzt sehr abhängig von dieser Diagnostik. Aber das System der Krankenversicherung ist in Deutschland sehr gut, das ist ein großer Vorteil. Obwohl bei meiner Ankunft nicht alles einfach war, fühle ich mich jetzt sehr wohl in Deutschland. Ich habe sehr viele hilfsbereite Menschen getroffen, die mir meine Ankunft erleichtert haben. Ich bin sehr froh, dass ich die Prüfung bestanden habe und nun als Ärztin im St. Georg Leipzig Klinikum eingestellt bin. Ich wünsche den weiteren Teilnehmern der Fachsprachenprüfung viel Glück und Erfolg und ich bedanke mich für das Interview.
BeyondHealth: Auch wir bedanken uns und wünschen Ihnen für Ihre Facharztweiterbildung alles Gute!