Generation Y: Kuschelkurs im Krankenhaus?
Die Generation Y ist erwachsen geworden und hat bereits in vielen Branchen Führungsverantwortung übernommen. Auch im Klinikbetrieb ist es nur eine Frage der Zeit, bis die jetzigen Assistenz- und Fachärzte in Führungspositionen aufsteigen werden. Also ist bald Kuschelkurs auf der Station angesagt – ohne Hierarchien und Überstunden?
Digital Natives erobern das Krankenhaus
Zur Generation Y gehören junge Erwachsene, vermehrt aus den westlichen Industrienationen, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurden und unter Umständen aufwuchsen, die ihnen Bildung, anhaltenden Frieden und den Zugang zu den neuen Medien ermöglichten. Gerade im Zuge des Ärztemangels ist für Krankenhäuser das Wissen über die Bedürfnisse dieser Generation wichtig. Die Zeitschrift für Führung und Personalmanagement in der Gesundheitswirtschaft der Hochschule Neu-Ulm hat in ihrer Schwerpunktausgabe „Generation Y" verschiedene Studien ausgewertet, die die Bedürfnisse der heutigen Assistenzärzte untersuchten. Dabei kam heraus, dass bei der Wahl des Arbeitsplatzes bei jungen Ärzten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein angenehmes Arbeitsklima und ein Überstundenausgleich besonders wichtig sind.
Wie wird diese Generation den Klinikbetrieb verändern?
Das haben wir Cornelia Strecker gefragt. Sie ist Doktorandin und zertifizierte Arbeitspsychologin und forscht an der Universität Innsbruck derzeit im Rahmen des Projekt WELL-MED u.a. nach den Einflussfaktoren, die das Wohlbefinden und die Gesundheit von Studierenden der Medizin, Assistenz- sowie TurnusärztInnen beeinflussen.
„Momentan haben ältere Generationen im Krankenhaus die Führungspositionen inne. Manchmal ist das sogar noch die Nachkriegsgeneration, in der ein autoritärer Führungsstil noch sehr verbreitet war", erklärt Frau Strecker. Doch obwohl der Trend zu flachen Hierarchien geht, ist ein Krankenhaus ohne Hierarchien keine sinnvolle Perspektive: „Dort wo Patientensicherheit das höchste Gebot sein sollte, sind klare Regeln, Rollen und Abläufe, ggf. auch direktive Anweisungen von verantwortlichen Führungskräften unabdingbar, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Dies setzt voraus, dass diejenigen Ärzte in verantwortlichen Positionen auch entsprechende Kompetenzen und Erfahrungen mitbringen, um diese Verantwortung zu tragen", betont Strecker. Im Zuge des WELL-MED Projektes konnte Frau Strecker herausfinden, dass die junge Ärztegeneration keinesfalls die komplette Hierarchie auf den Kopf stellen möchte, sondern Verbesserungen lediglich für einzelne Bereiche, wie den Umgang und die Wertschätzung untereinander, anstrebt.
Gemeinsam stärker
„Der Ärztemangel und das Auftreten als Gemeinschaft, beispielsweise auf Onlineplattformen wie der der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V., machen es den jungen Medizinern heute leichter, ihre Wünsche, beispielsweise nach transparenten Arbeitszeit- und Vergütungsmodellen, auch über ihre jeweilige Klinik hinaus, zu formulieren und einzufordern. Die Situation ist also günstiger als je zuvor; sie müssen sich dessen nur bewusst werden und ihre berechtigten Wünsche formulieren. Dabei ist es wichtig, dass sie ihre älteren Kollegen mit ins Boot holen und nicht gegen sie arbeiten", betont Strecker.
Kommt die Generation Y dann mehr und mehr in Führungspositionen ist es wichtig, dass sie selbstbewusst bleibt und das, was sie einfordert, auch lebt: Das bedeutet, dass sie das Klima im Betrieb maßgeblich mitbestimmen kann, indem sie Mitarbeiter individuell wertschätzend behandelt, fördert und regelmäßig Feedback gibt. Wenn es so weit ist, hat sie die Macht über diese weichen Faktoren innerhalb der Hierarchie und kann sie in Zukunft prägen.