Digitalisierung im Krankenhaus: Uniklinik Frankfurt als Vorreiter
Bei unseren schwedischen Nachbarn sind alle Einrichtungen des Gesundheitswesens digital vernetzt und die elektronische Patientenakte gehört bereits zum Klinikalltag. Dagegen haben bei uns gerade einmal 28% der Krankenhäuser eine Strategie, wie die digitale Wende konkret in ihre Arbeitsabläufe integriert werden kann. In der Uniklinik Frankfurt am Main ist die Digitalisierung im Krankenhaus angekommen: Aktuell läuft hier ein Pilotprojekt, das medizinische Entscheidungen digital erleichtern soll.
Uniklinik Frankfurt als digitaler Vorreiter in Deutschland
Die stationäre Dokumentation der Patientendaten in einer elektronischen Fieberkurve ist seit 2010 an der Uniklinik Standard. Seit 2014 werden auch die ambulanten Daten der Patienten digitalisiert. Alle Abläufe des Patientenmanagements von der Aufnahmeentscheidung bis zu der nachstationären Versorgung werden in der Uniklinik ebenfalls digital gesteuert. In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsverlag Elsevier testet die Uniklinik derzeit die Verwendung von Anordnungssets im Klinikinformationssystem (KIS). Anordnungssets sind digitale Auswahlmasken, die auf der Basis von Leitlinien - praxisorientierten Entscheidungsempfehlungen, die den aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft wiedergeben - spezifische Diagnosen oder Verfahren vorschlagen. Dr. Michael von Wagner ist ärztlicher Leiter dieses Projekts: „Wir wollen Anordnungssets in unserem KIS verankern, um Leitlinien schneller in die klinikspezifischen Abläufe einzubinden und Entscheidungsprozesse zu verbessern und zu beschleunigen."
Mehr Zeit für Patienten
Konkret erhofft sich die Uniklinik Frankfurt von diesem Pilotprojekt:
- Zeitersparnis bei der Einführung von Leitlinien und Etablierung von Verfahrensanweisungen
- mehr Zeit, die für den Patientenkontakt genutzt werden kann
- gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit
In Zukunft plant die Uniklinik die weitere Verbesserung der elektronischen Patientenakte: Jede Station soll dann einen direkten Zugriff auf alle relevanten Daten des Patienten haben. Auch am digitalen Arztbrief wird gearbeitet. Bei allen technischen Neuerungen plädiert Dr. von Wagner allerdings für eine Reflektion der Digitalisierung: „Wir müssen aufpassen, dass nicht der einzelne Standard abgearbeitet wird, ohne kritisch zu hinterfragen, ob dieser überhaupt der richtige für meinen Patienten ist."