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3 Minuten Lesezeit (636 Worte)

Kurzarbeit für Krankenhäuser in der Corona-Krise?

Krankenhaus-Flur
Einige Krankenhäuser sind in den letzten Wochen massiv in die Kritik geraten, da sie planen, ihre Mediziner und Pflegekräfte in Kurzarbeit zu schicken. Die finanziellen Folgen der Corona-Krise für den medizinischen Bereich sollten durch den Krankenhaus-Rettungsschirm der Bundesregierung ausgeglichen werden. Hieraus ergibt sich zwangsläufig die Frage, ob Kurzarbeit im Krankenhaus nun legitim ist oder nicht.

Wie überlastet sind die Krankenhäuser durch Corona?

Trotz der inzwischen erwarteten Lockerungen hat die Covid-19-Pandemie auch Deutschland bisher fest im Griff. In vielen Kliniken in stark betroffenen Regionen arbeiten Mediziner und Pflegekräfte bereits seit Wochen mindestens an ihrer Belastungsgrenze. Bund, Länder und auch das Krankenhaus-Management haben viel dafür getan, dass das Gesundheitswesen in Deutschland auch bei hohen und kontinuierlichen Fallzahlen nicht wie in anderen Ländern kollabiert. Die Richtung für die gesundheitspolitischen Entscheidungen gab dabei insbesondere die Entwicklung in Italien vor, wo Krankenhaus-Ärzte entscheiden mussten, welche Patienten sie auf eine
Intensivstation verlegen und beatmen konnten. Um eine vergleichbare Situation in Deutschland zu vermeiden, wurden die Krankenhäuser frühzeitig dazu angehalten, sogenannte elektive Eingriffe - akut nicht erforderliche Operationen - zu vermeiden, um die Kapazitäten der Intensivstationen, aber auch Mediziner und Pflegekräfte für Covid-19-Patienten freizuhalten. Bisher ist dies den Kliniken in Deutschland gut gelungen. Aktuelle Hochrechnungen von Epidemiologen und Statistikern des Universitätsklinikums Essen weisen aus, dass die Zahl der Intensivbetten in Deutschland auch bei einem Anstieg der Erkrankungsfälle und der Zahl der intensivpflichtigen Patienten vorerst ausreicht. Trotzdem hat sich in Deutschland hier zum Teil eine widersprüchliche Situation ergeben. An Corona-Hotspots sind Mediziner, Pflegekräfte und die Infrastruktur der Kliniken zu großen Teilen ausgelastet. In anderen Regionen haben die Krankenhäuser ihre nicht auf die Corona-Krise ausgerichteten Aktivitäten dagegen stark zurückgefahren - der Ansturm von Covid-19-Patienten blieb hier jedoch bisher aus. Durch die Reduktion anderer Eingriffe und Therapien muss ein solches Krankenhaus jedoch auch mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten rechnen. Kurzarbeit für Mediziner und Pflegekräfte kann hier ein Mittel sein, um finanzielle Engpässe zu verhindern oder abzumildern.

Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz - der finanzielle Rettungsschirm für Krankenhäuser

Die Privatisierung des Gesundheitswesens hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass auch die Kliniken in hohem Maße rechnen lernen mussten. Ein Krankenhaus muss heute so geführt werden, dass es effizient und profitabel ist. Ein hohes Aufkommen an Patienten und Therapien hat hieran wesentlichen Anteil. Dass Kliniken durch die Fokussierung auf Corona und den Verzicht auf planbare Operationen auch finanziell belastet werden, hat die Bundesregierung frühzeitig erkannt und damit bereits Ende März durch das Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz reagiert. Der sogenannte Krankenhaus-Rettungsschirm soll vorerst bis 30. September 2020 gelten. Er sieht unter anderem vor, dass jedes Krankenhaus pro Bett, das für Corona-Patienten freigehalten wird, eine Tagespauschale von 560 Euro erhalten soll. Für die Schaffung von neuen Plätzen auf Intensivstationen mit Beatmungseinheit gibt es jeweils einen Bonus von 50.000 Euro.

Kurzarbeit trotz Krankenhaus-Rettungsschirm?

 Ob diese Hilfen ausreichen, wäre sicher im Einzelfall - also pro Krankenhaus - zu prüfen. Einige Klinikmanager sind offensichtlich nicht der Meinung, dass sie sich nur auf diese Maßnahmen verlassen können. So haben die bundesweit aktiven Krankenhäuser der Schön-Klinik-Gruppe vor allem für ihre nichtmedizinischen Mitarbeiter inzwischen Kurzarbeit geplant. Mediziner und Pflegekräfte sollen dagegen vorerst ohne Einschränkungen weiterarbeiten. Von Kurzarbeit für die Beschäftigen ist derzeit auch in weiteren Krankenhausbetrieben, beispielsweise den in privater Trägerschaft befindlichen Paracelsus- und Asklepios-Kliniken, die Rede*.

Kurzarbeit im Krankenhaus - mit offenen Fragen für die Zukunft

 In der aktuellen Krise geht es vor allem um effizientes Krisenmanagement: Jeder Covid-19-Patient soll, falls erforderlich, die bestmögliche medinische Behandlung inklusive Beatmung und intensivmedizinischer Therapien erhalten. Für das einzelne Krankenhaus ebenso wie für das Gesundheitswesen insgesamt bleiben jedoch auch Finanzierungsfragen wichtig. Kurzarbeit kann in der Krise ein probates Mittel sein, um die Klinikinfrastruktur in Deutschland ohne Abstriche zu erhalten. Sinnvoll ist unter den Bedingungen der Pandemie allerdings auch, zu diskutieren, inwieweit es möglich ist, Personal aus anderen Kliniken an Corona-Hotspots einzusetzen, um die dortigen Mediziner und Pflegekräfte zu entlasten. Spätestens nach der Krise ist jedoch eine andere Debatte wichtig, in der es darum geht, eine angemessene Relation zwischen Privatisierung, Kosteneffizienz und den öffentlichen, nicht nur finanziell messbaren Aufgaben des Gesundheitswesens zu bestimmen.



 * vgl. Tagesschau.de (22.04.2020): Kliniken in der Corona-Krise: Kurzarbeit trotz Rettungsschirm. URL: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/krankenhaeuser-kurzarbeit-101.html

vgl. Spiegel.de (03.04.2020): Trotz Corona-Pandemie: Warum Kliniken jetzt Kurzarbeit anmelden. URL: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/trotz-corona-pandemie-warum-kliniken-jetzt-kurzarbeit-anmelden-a-3dc61bc9-fb12-4298-8022-bb4c2be39d7d

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