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5 Minuten Lesezeit (936 Worte)

Ärztemangel – wie steht das Bundesgesundheitsministerium dazu?

aerztemangel

Wie kann man dem Ärztemangel im ländlichen Raum entgegenwirken, welche Erwartungen hat die junge Ärztegeneration und wie kann das Approbationsverfahren vereinfacht werden? Fragen, die wir schon lange an höchster Stelle anbringen wollten und siehe da: Oliver Schenk, Abteilungsleiter für Grundsatzfragen der Gesundheitspolitik im Bundesministerium für Gesundheit hat sich für uns Zeit genommen. 

BeyondHealth: Besonders Kliniken im ländlichen Raum haben zunehmend mit dem Ärztemangel zu kämpfen. Wie kann das Bundesgesundheitsministerium diesen Entwicklungen entgegensteuern?

Schenk: Natürlich gibt es nicht die eine Lösung, sondern es ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen, das möglichst gute Rahmenbedingungen schaffen soll. Besonders im ländlichen Raum gibt es aktuell starke demografische Veränderungen, die uns in vielen Lebensbereichen herausfordern. Während zum Beispiel viele Banken vor Ort ihre Schalter schließen und einen Automaten zurücklassen, die Rathäuser verstärkt auf digitale Lösungen setzen, ist dies im Bereich der ärztlichen Versorgung natürlich schwieriger, obwohl es auch hier viele gute Ansätze mit Telemedizin gibt. Hinzu kommt, dass interessierte Ärzte bei der Beurteilung einer Stelle auch Standortkriterien wie eine gute Schulversorgung für ihre Kinder oder eine geeignete Anstellung für den Partner in Ihre Entscheidung einbeziehen. Da sind Ballungsräume oft im Vorteil. In den vergangenen Jahren wurden die Rahmenbedingungen aber stetig verbessert, etwa durch einen Abbau von Barrieren für Ärzte, die sich selbstständig machen wollen. Durch Landesförderprogramme und Investitionskostenzuschüsse konnten hier neue Wege gegangen werden. Gleichzeitig gibt es auch weitere innovative Ideen, wie man Ärztenachwuchs an den ländlichen Raum binden kann, beispielsweise in dem man Studenten bei der Ausbildung unterstützt und sie sich im Gegenzug dazu verpflichten, später im ländlichen Raum zu arbeiten. In die gleiche Richtung gehen Programme, bei denen angehende Mediziner beim Studium außerhalb Deutschlands unterstützt werden und sie im Gegenzug sich dazu verpflichten, eine Tätigkeit in unterversorgten Regionen aufzunehmen, sobald die Ausbildung beendet ist. 

BeyondHealth: Auch außerhalb des ländlichen Raumes verändert sich die Arbeitswelt. Arbeitgeber müssen verstärkt Initiative zeigen, wenn Sie einen geeigneten Kandidaten an sich binden wollen. Die jüngere Ärztegeneration fordert vermehrt flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeit-Führungspositionen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wie wird sich der Krankenhausbetrieb dadurch verändern?

Schenk: Weitreichend! Zwar ist das klassische Rollenmodell noch heute in vielen Köpfen vorhanden, aber ich mache zunehmend die Erfahrung, dass ein Umschwung bereits eingesetzt hat. Beispielsweise wäre es noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen, dass ein Mann in Elternzeit geht, heute wird das immer mehr zur Normalität. Das ist eine Generationenfrage. In dem Maße, wie auch Chefarztpositionen mit Frauen und Männern besetzt sind, die zu der Generation gehören, für welche die Vereinbarkeit von Familien und Beruf besonders wichtig ist, wird sich eine andere Sichtweise herausentwickeln. Diesen Wandel durch gesellschaftliche Veränderungen sehen wir heute auch in anderen Bereichen. Ich denke etwa an eine verstärkte Offenheit gegenüber technischen Neuerungen, insbesondere im Bereich der Digitalisierung.

BeyondHealth: Uns kontaktieren auch Ärzte aus Drittstaaten, die eine Anstellung als Arzt in Deutschland anstreben. Leider dauert der Prozess zur Erlangung einer Approbation in Deutschland relativ lange. Wäre es möglich einen Anreiz für Kliniken zu schaffen, Approbationsanwärter in der Wartezeit in das Arbeitsumfeld eines Krankenhauses zu integrieren, etwa im Rahmen einer Hospitation?

Schenk: An dieser Stelle konnten bereits deutliche Verbesserungen erzielt werden. Über den Antrag auf Erteilung der Approbation ist nach den geltenden Regelungen kurzfristig, spätestens drei Monate nach Vorlage der erforderlichen Unterlagen zu entscheiden. Diese Frist beginnt aber erst dann zu laufen, wenn die Antragsunterlagen vollständig vorliegen. Hier sind also auch die Antragstellerinnen und Antragsteller gefordert. Unterschiede in der Bearbeitung zwischen den zuständigen Approbationsbehörden der verschiedenen Länder sind letztlich nicht zu vermeiden. Die Länder selbst sind aber an einem bundesweit möglichst einheitlichen Vorgehen interessiert, was beispielsweise die Einrichtung der Gutachtenstelle für Gesundheitsberufe in der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen Anfang dieses Jahres zeigt. Und um die Versorgung von Flüchtlingen zu verbessern, wurde es ermöglicht, dass beispielsweise syrische Ärztinnen und Ärzte inzwischen an der Seite von deutschen Ärzten eingesetzt werden können, um bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen mitzuhelfen. Allerdings muss dabei hinzugefügt werden, dass unter den Flüchtlingen die Zahl des medizinisch vorgebildeten Personals, das zu uns kommt, nicht so hoch ist, wie dies angenommen wurde.

BeyondHealth: Für die Bearbeitung der Approbationsanträge ist nicht das Bundesgesundheitsministerium zuständig, das ist Ländersache. Dies führt dazu, dass die Anforderungen und Vorgehensweisen von Bundesland zu Bundesland und von Bezirksregierung zu Bezirksregierung unterschiedlich ausfallen. Wie könnte diese Situation verbessert werden um Chancengerechtigkeit zu schaffen?

Schenk: Die Länder-Gesundheitsminister haben sich auf einheitliche Sprachtests für ausländische Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und Apotheker verständigt, die eine Zulassung in Deutschland anstreben. Dabei muss sowohl ein gutes umgangssprachliches Niveau als vor allem auch „fortgeschrittene Kenntnisse" im Bereich der fachlichen Kommunikation nachgewiesen werden. Gefordert werden in der Vereinbarung der Länder konkrete Niveaustufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Tatsächlich war es so, dass beispielsweise die Sprachprüfungen in einzelnen Bundesländern leichter zu bestehen waren, als anderorts. Da die Approbation aber zu einer deutschlandweiten Ausübung des Arztberufs befähigt, hat dies zu Unstimmigkeiten geführt. Die jetzt vereinbarten ländereinheitlichen Sprachtests sollen für bessere Chancengerechtigkeit sorgen. Auch die oben bereits erwähnte Einrichtung der Gutachtenstelle für Gesundheitsberufe in der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen wird für eine einheitlichere Verfahrenspraxis sorgen.

BeyondHealth: Von der Krankenhausstrukturreform über das Pflegeberufsgesetz bis zur Lage der gesetzlichen Krankenversicherungen: Ihr Ministerium ist gefragt und aktiv. Welche Themen werden im weiteren Verlauf dieses Jahres ganz oben auf der Agenda stehen?

Schenk: Wir konnten in den letzten Monaten viele Projekte und konkrete Vorhaben umsetzen. Ein Schwerpunkt war das Thema Pflege. Hier geht es jetzt mit dem Pflegestärkungsgesetz III weiter. Es setzt einen besonderen Schwerpunkt bei der Pflegeberatung in den Kommunen. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen erhalten dadurch eine Beratung aus einer Hand. Weitere wichtige Themen sind u. a. die Arzneimittelgesetz-Novelle, mit der die Ergebnisse des Pharma-Dialogs umgesetzt werden. Auch das Thema Digitalisierung werden wir nicht aus den Augen verlieren. Die stärkere Nutzung digitaler Technologien wie beispielsweise auch Apps, die das Gesundheitswesen positiv beeinflussen können, werden uns weiter beschäftigen.

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